DAS REISECURRICULUM

Gruppenfahrten sind in der Laborschule keine „Ferienreisen“ für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sie sind Bestandteil der gesamten unterrichtlichen Arbeit und daher immer inhaltlich wichtig und pädagogisch prägend. Vielfältige Veröffentlichungen darüber belegen die hohe Bedeutung der Gruppenfahrten für erfahrungsorientiertes Lernen in allen Fächern. (vgl. dazu Literaturliste).

Immer wieder werden neue Konzepte erprobt, was zum Versuchsschulauftrag der Laborschule gehört, daher werden die Erfahrungen der Reisen auch veröffentlicht.

Zum Konzept:
Die Laborschule verfügt über ein Reisecurriculum. Die Reisen bauen aufeinander auf, die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler wachsen von Jahr zu Jahr. Im Vordergrund steht in Stufe I und Stufe II vor allem die Gruppenbildung, da durch die Jahrgangsmischung jedes Jahr ein Drittel der Kinder neu in die bestehenden Gruppen integriert wird. Sie lernen so von den älteren die Rituale und Regeln, ihre Paten kümmern sich besonders um die ihnen zugeordneten neuen Kinder. Für all diese gruppendynamischen Prozesse sind die jährlichen Gruppenfahrten in die in der Nähe gelegenen ländlichen Gemeinschaftshäuser grundlegend. Während die Reisen in Stufe I schon allein durch die Trennung vom Elternhaus mit den gewohnten Ritualen (zum Beispiel des abendlichen Schlafengehens) wichtige Herausforderungen für die Kinder der Stufe I mit sich bringen, erweitern sich diese in der Stufe II. Nach wie vor ist die Trennung von zu Hause bedeutsam. Hinzu kommt, dass der Ort, an den die Reise geht, ein Lerngegenstand ist, der zuvor und danach im Projektunterricht zum Thema wird: Der Wald und was es in ihm zu beobachten gilt; der Bauernhof mit seinen Tieren und Anbauten, das Biologiezentrum in Bustedt, das Wattenmeer….Manchmal ist es auch ein besonderes Unterrichtsprojekt, das während der Fahrten intensiver vorangebracht werden kann: Ein Theaterstück, eine Zirkusvorstellung, ein gemeinsames Märchenbuch …

In den Gruppen der Jahrgänge 3/4/5 haben alle Schülerinnen und Schüler der Laborschule den „Haushalts(s)pass“ erworben. Die Fahrten ab dem 6. Schuljahr sind überwiegend Selbstversorgerfahrten zu erlebnispädagogisch herausfordernden Orten. Neben den Herausforderungen der vorhergehenden Stufen, die fortbestehen (weiterhin ist der Ort Lerngegenstand und/oder ein besonderes unterrichtliches Vorhaben), kommt nun die Bewährung „im Ernstfall“ hinzu. Planen, Kochen und Wirtschaften für die ganze Gruppe.

Im 7. Schuljahr der Stufe III muss dies alles für zwei Wochen organisiert und durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass diese Reise eine Fahrt mit sportlichem Schwerpunkt ist, bei der in der Regel eine neue Sportart gelernt und geübt wird. Meist war es in den vergangenen Jahren das Skifahren, „Die Reise in den Schnee“ nach Mittelberg. Und natürlich ist auch dabei wieder der Ort ein wichtiger Lerngegenstand – in diesem Fall wären es beispielsweise die Alpen als durch unachtsamen Tourismus gefährdete Region. In einem umfangreichen fächerübergreifenden Projekt bereiten die Gruppen ihre Fahrt vor und stellen ihre Lernergebnisse im Anschluss an die Fahrt der Schulgemeinschaft vor. Diese Zunahme an Selbstständigkeit und Selbstverantwortung für und währen der Fahrt ist zudem eine gute Vorbereitung für die im Jahrgang 8 stattfindende Herausforderungs-Phase.

Im 8. Schuljahr (Stufe IV) fahren möglichst alle Gruppen für drei Wochen ins Ausland, leben in ausländischen Familien und besuchen dort die Schulen ihrer Partnerinnen und Partner, nehmen also am Unterricht im Gastland teil. Beim Gegenbesuch in Bielefeld wohnen ihre Gastgeberinnen und Gastgeber bei ihren oft zu Freunden gewordenen Laborschülerinnen bzw, -schülern und werden von  ihnen betreut. Kosten entstehen für die Fahrt selbst, für die besonderen Ausflüge und die gemeinsamen Vorhaben der ausländischen Schülerinnen und Schüler mit unseren Gruppen. In den letzten Jahren sind wir immer nach Schweden gefahren, konnten jedoch unser Ziel, drei Wochen dort zu bleiben, nicht mehr realisieren, weil dies den schwedischen Schulen zu aufwändig war. Wir halten jedoch weiter an dem Ideal fest und arbeiten daran! Manchmal ist es uns zudem nicht gelungen, drei Schulen für den Austausch zu finden: Auch darin liegt Jahr für Jahr eine besondere Herausforderung für das Kollegium der Schule.

Die Studienfahrt am Ende der Schulzeit ging in den vergangenen Jahren fast immer nach Italien, also in ein Land, dessen Sprache alle gleichermaßen nicht kennen. Die Reise wird projektorientiert vorbereitet (vgl. Geist 2017). Die inhaltlichen kann man sie am einfachsten so zusammenfassen. Wie kann ich mich zu Hause auf eine Ferienreise vorbereiten, wie finde ich selbstständig viel über das zu besuchende Land heraus, wie bereite ich mich auf wichtige Sehenswürdigkeiten so vor, dass ich sie am Ort auch sehe, denn: „Man sieht nur, was man kennt“, wie vergnüge und ernähre ich mich im fremden Land möglichst „neugierig“ auf das „andere“ und wo kaufe ich nette Mitbringsel …? Dass dann schließlich auch das Abschiednehmen in und mit der Gruppe eine wichtige Erfahrung wird, an die sich alle lange erinnern, ist selbstverständlich.

Überblick über die Gruppenfahrten an der Laborschule

Jahrgang Dauer Ort Hinweise / Besonderheiten
0/1/2 2 – 3 Tage Nahbereich Bielefeld Woanders übernachten, Gemeinschaft erleben, Natur erfahren… sind die wichtigen Anliegen in dieser Stufe.
Jahrgang Dauer Ort Hinweise / Besonderheiten
3/4/5 4-5 Tage Deutschland Reisen werden thematisch vor- und nachbereitet zum Ort der Fahrt als Thema von Unterricht, z.B.: „Wald”, „Bauernhof”, „Wattenmeer”.
Jahrgang Dauer Ort Hinweise / Besonderheiten
6 1 Woche Deutschland ab Jahrgang 6 sind die Fahrten Selbstversorgerfahrten, d.h. eigenständiges Hauswirtschaften soll erprobt werden zusätzlich zu den oben genannten Herausforderungen
7 2 Wochen Reise in den Schnee möglich als Radtour, Segeln, Kanutour usw., bisher meist Skifahren in Mittelberg Österreich, Ski sind vorhanden, Bekleidung muss selbst angeschafft werden.
Jahrgang Dauer Ort Hinweise / Besonderheiten
8 2-3 Wochen Sprachreise Fahrt zu Austauschschulen in Schweden, ein Jahr später Rückaustausch. Einbindung in das Curriculum Englisch.
10 ca. 2 Wochen Studienfahrt in den letzten Jahren Italien für den ganzen Jahrgang. Alternativen, auch für einzelne Gruppen, sind möglich. Die Sehenswürdigkeiten bzw. Führungen vor Ort werden im Unterricht vorbereitet

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